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Warum die Schweizer 2.000 Unterhosen vergraben haben

2.000 Unterhosen wurden vergraben.
2.000 Unterhosen wurden vergraben. ©Agroscope/Nicolas Zonvi
2.000 Unterhosen sind in Schweizer Böden vergraben worden. Im Rahmen eines wissenschaftlichen Versuchs zeigten die Kleidungsstücke auf, wo die Böden besonders fruchtbar sind. Der Landwirtschaft würde ein besserer Humusaufbau helfen, sagt der Studienleiter.

Im Vergleich zu privaten Gärten verrotteten die Unterhosen aus Baumwolle in landwirtschaftlich genutztem Boden um 23 Prozent langsamer, wie Studienleiter Marcel van der Heijden von der Versuchsanstalt Agroscope in einer Aussendung am Mittwoch schrieb. Wo es schneller ging, befanden sich mehr Nährstoffe im Boden.

Die Studie habe bewiesen, wie wichtig der Humusgehalt für den Wasserhaushalt des Bodens sei. "Je mehr Humus ein Boden enthielt, desto mehr Wasser konnte er speichern", sagt Projektleiter Franz Bender.

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Dass in privaten Gärten mehr Nährstoffe vorhanden waren, führen die Forscher auf den Einsatz von Kompost zurück. Dieser setze Nährstoffe frei, die auch als Nahrung für Bodenlebewesen dienten. Die Forscher haben Vorschläge für die Landwirtschaft. "Wenn wir die Landwirtschaft gegen die zunehmende Trockenheit wappnen, den Ertrag hochhalten und nachhaltiger produzieren wollen, können wir unter anderem beim Humusgehalt ansetzen", sagt Marcel van der Heijden.

Der Humus lasse das Bodenökosystem optimal funktionieren. Es gebe schon bekannte Maßnahmen dafür. Beispielsweise eine permanente Bodenbedeckung, eine reduzierte Bodenbearbeitung und das Ausbringen von Kompost oder Mulch. Auch der Humusbilanz-Rechner, ein für alle verfügbares, kostenloses Onlinetool, könne Landwirtinnen und Landwirten beim Humusaufbau helfen.

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Enorme Anzahl an Bakterien und Pilzen

Die Forschenden entdeckten eine enorme Anzahl an Bakterienarten und 6.500 verschiedenen Pilzen eine enorme Vielfalt an Bodenlebewesen. Das beweise, dass Millionen von Lebensformen jeden Kubikzentimeter Boden bevölkerten. Sie recyceln organisches Material wie alte Blätter, Gras, Dung und auch Kadaver und wandeln es in Nährstoffe für die Pflanzen um, heißt es in der Mitteilung. Sie produzierten "Gratisdünger" für die Gärten und die Landwirtschaft.

1.000 Unterhosen wurden von Laienforschen vergraben

Im April 2021 hatten die Forschenden von Agroscope und der Universität Zürich das Citizen-Science-Projekt "Beweisstück Unterhose" lanciert. 1.000 Laienforscherinnen und Laienforscher vergruben mit einem standardisierten Verfahren Unterhosen sowie Teebeutel in ihren Gärten, Wiesen und Äckern. Zusätzlich sammelten sie Bodenproben und hielten Bewirtschaftungsdaten fest.

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"Ohne die Mitarbeit der Citizen Scientists hätten wir nie so viele Daten erhalten. In der Schweiz war es das bisher grösste Projekt seiner Art", sagt Bender. Im Labor liess sich der Zersetzungsgrad der Unterhosen anhand digitaler Scans genau messen. Ebenso wurden die mitgelieferten Bodenproben analysiert.

(APA)

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