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"Wiener Salondame? Ein Albtraum!": Lotte Tobisch-Ausstellung in Wien

Lotte Tobisch prägte über Jahrzehnte das Wiener Kulturleben. Nun widmet ihr die Wienbibliothek eine Ausstellung.
Lotte Tobisch prägte über Jahrzehnte das Wiener Kulturleben. Nun widmet ihr die Wienbibliothek eine Ausstellung. ©APA/GEORG HOCHMUTH (Archiv)
Über Jahrzehnte hinweg zählte Lotte Tobisch-Labotýn (1926-2019) zu den bestimmenden Persönlichkeiten des Wiener Kulturlebens. Nun ist der Opernball-Organisatorin eine Ausstellung gewidmet.
Opernball-Grande-Dame Lotte Tobisch (93) gestorben

16 Jahre prägte Lotte Tobisch ab 1981 als Organisatorin den Opernball. Mit der Ausstellung "Wiener Salondame? Ein Albtraum!", die am Dienstagabend eröffnet wird, präsentiert die Wienbibliothek im Rathaus bis 31. März anhand von knapp 300 Exponaten sowie Audio- und Filmaufnahmen ein facettenreiches, eindrucksvolles Porträt.

Ausstellung über Opernball-Organisatorin Lotte Tobisch in Wien

"Die Ausstellung versucht die Vielfältigkeit von Lotte Tobisch' Leben, aber auch ihr Wirken abzubilden", betonten die Kuratorinnen Kyra Waldner und Tanja Gausterer beim Lokalaugenschein der APA. Es sei das Anliegen gewesen, diese Vielfältigkeit vor allem anhand von Nachlassdokumenten, aber auch Leihgaben aus Privatbesitz zu zeigen und "entlang der Materialien die Geschichte zu erzählen."

Schau zu Lotte Tobisch ist in sieben Kapitel oder sieben Räume geteilt

Die Schau ist in sieben Kapitel, räumlich in sieben stilisierte Wohnräume gegliedert. Die Idee dahinter: "Lotte Tobisch stand viel in der Öffentlichkeit, hatte aber auch eine sehr private Seite", erklärte Waldner. Im "Vorzimmer" etwa wird Besuchern der familiäre Hintergrund und die Kindheit von Lotte Tobisch anhand von Fotos, Briefen, Babytagebucheinträgen der Mutter etc. erläutert. Ein anderer Abschnitt ist der Beziehung von Tobisch mit dem 37 Jahre älteren Erhard Buschbeck gewidmet. Tagebucheintragungen dokumentieren zwölf glückliche gemeinsame Jahre.

Von der Patronanz des Opernballs bis zum karitativen Engagement

Nachgegangen wird Tobisch' Weg über die Schauspielkarriere, ihre Patronanz des Opernballs bis zu ihrem karitativen Engagement. Zahlreiche Zeugnisse beleuchten ihr privates und berufliches Netzwerk, darunter ihren intensiven Austausch mit dem deutschen Philosophen Theodor W. Adorno oder ihre Kontakte zu namhaften Zeitgenossen wie Ludwig von Ficker, Bruno Kreisky (eine "Hundefreundschaft") oder Christine Lavant. Man erfährt auch weniger Bekanntes, etwa dass Tobisch "viel genäht und gebastelt hat" (Waldner), sie als Rezensentin und "im Kleinen" als Schriftstellerin tätig war und für Maggi-Werbungen vor der Kamera stand.

Lotte Tobisch war Nachfahrin einer österreichischen k.u.k Familie

Tobisch war Nachfahrin einer österreichischen k.u.k Patrizierfamilie, deren Wurzeln sich bis in das Jahr 1229 zurückverfolgen lassen. Ihre Ausbildung erhielt sie im Internat Schloss Marquartstein in Oberbayern und im Wiener Sacre Coeur. Ihre Leidenschaft zur Schauspielkunst führte sie nach Wien ins Konservatorium Horak. Noch bevor sie ihre Ausbildung abgeschlossen hatte, schaffte Tobisch den Sprung auf die Bretter des Burgtheaters. Wenngleich der ganz große Durchbruch ausblieb, wirkte sie jahrzehntelang am Theater, in Film und Fernsehen. Dankesschreiben, Filmplakate und Standfotos verdeutlichen diesen Teil ihres Lebens.

Tobischs zweiter Lebensmensch Michael Simon

In den letzten "Zimmern" lernt man ihren zweiten Lebensmenschen Michael Simon kennen. Und natürlich stößt man auf zahlreiche Exponate in Sachen Opernball, etwa Modeskizzen von Fred Adlmüller oder den Abschiedsblumenstrauß, den Tobisch an Ende ihrer Tätigkeit erhielt.

Lotte Tobisch sei "nicht in eine Schublade" zu stecken

Der Nachlass zeige, dass sich Tobisch "nicht in eine Schublade stecken lässt", wie Wienbibliothek-Direktorin Anita Eichinger betont. "Sie war im künstlerisch-intellektuellen Milieu genauso zuhause wie auf der Bühne des Opernballs. Lotte Tobisch scheute auch nicht davor zurück, offen ihre Meinung kund zu tun." Tobisch habe ihre verschiedenen Rollen sehr bewusst gewählt. Auch das vermittelt die Schau sehr gut.

"Wiener Salondame? Ein Albtraum! Lotte Tobisch - Charme, Engagement, Courage", Ausstellung von 30. November bis 31. März 2023, Wienbibliothek im Rathaus, Eingang Felderstraße, Öffnungszeiten: Mo-Fr 9.00-19.00 Uhr, Eintritt frei.

(APA/Red)

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