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Doppelmord-Verdacht in Wien-Mariahilf: Fahndung nach Lebensgefährten

Die Polizei fahndet nach dem Fund zweier Leichen in Wien-Mariahilf nach dem Lebensgefährten der Mutter.
Die Polizei fahndet nach dem Fund zweier Leichen in Wien-Mariahilf nach dem Lebensgefährten der Mutter. ©APA/ERWIN SCHERIAU (Symbolbild)
Nach dem Fund der Leichen einer 32-Jährigen und ihrer 15-jährigen Tochter in einer Wohnung in Wien-Mariahilf laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Die Polizei fahndet nun nach dem Lebensgefährten der Mutter, bestätigte Polizeisprecher Markus Dittrich der APA.
Mutter und Tochter tot in Wien-Mariahilf aufgefunden

Eine Ärztin hatte am Donnerstag-Nachmittag gegen 17.15 Uhr die Polizei verständigt, da die anderen Kinder der Frau - zwei Buben im Alter von sieben und neun Jahren - alleine in ihre Ordination gekommen waren, teilte die Polizei am Freitag in einer Aussendung mit. Zunächst hatte die Medizinerin versucht, die Mutter zu erreichen, was nicht gelang. Die Polizisten der Polizeiinspektion Taubstummengasse holten daraufhin die Kinder ab und fuhren sie nach Hause in die Mollardgasse in Wien-Mariahilf.

Polizei findet Mutter und Tochter tot in Wohnung in Wien-Mariahilf

Die Beamten entdeckten dort die offen stehende Wohnungstür. "Sie sind in die Wohnung hinein und haben vorerst niemanden entdeckt. In einem Zimmer, dessen Tür geschlossen war, haben sie dann die beiden Leichen gefunden", schilderte Dittrich. Die Toten sind laut "krone.at"-Informationen aus Ermittlerkreisen in dem abgedunkelten Raum im Bett gelegen, leblos und am Bauch liegend. Der Notarzt hätte nur noch den Tod von Mutter, eine Ungarin, und Tochter feststellen können.

Obduktion bestätigte Fremdverschulden

Am Freitagnachmittag wurde durch eine Obduktion Fremdverschulden festgestellt, sagte Polizeisprecherin Irina Steirer. Zur Todesursache gab es aus ermittlungstaktischen Gründen keine Information. Nach einem Bericht auf "krone.at", wonach die beiden Opfer erstickt oder erdrosselt wurden, bestätigte Steirer aber, dass der Tod durch Fremdeinwirkung gegen den Hals verursacht wurde.

Buben werden von Kriseninterventionsteam betreut

Die beiden Buben seien zunächst zu einer Wiener Polizeiinspektion gebracht worden und werden nun von einem Kriseninterventionsteam betreut. Die näheren Umstände, insbesondere wer für den Tod der beiden Frauen verantwortlich ist, ist nun Gegenstand laufender Ermittlungen.

Polizei fahndet nach Lebensgefährten der Mutter

Bei dem Lebensgefährten soll es sich um einen 49-jährigen Tunesier handeln. Er sei noch am Vorabend zu Besuch gewesen, hieß es in dem Online-Artikel. Als die Buben in der Früh wach geworden seien, sei der Mann bereits weg gewesen. An seiner Wohnadresse hätten die Beamten den Mann nicht antreffen können - nun wird nach ihm gesucht.

22. und 23. Femizid in Österreich 2022

Bei den beiden Frauen handelt es sich laut APA-Zählung in diesem Jahr um die 22 und 23. mutmaßliche Tötung einer Frau in Österreich. Zuvor kam es zu 13 vollendeten mutmaßlichen Femiziden, begangen durch (Ex-)Partner. Acht weitere Frauen wurden heuer getötet, zwei von ihren Söhnen, in einem weiteren Fall gilt der Sohn als tatverdächtig, nach diesem wird noch gefahndet. Zwei Frauen wurden von anderen Frauen, drei durch Personen ohne Naheverhältnis getötet. Außerdem starb ein sechsjähriges Mädchen durch seinen Vater, der anschließend Suizid beging.

Österreichischer Frauenring fordert Krisenstab gegen Gewalt an Frauen

"Es ist nur mehr zum Verzweifeln", beklagte Klaudia Frieben, Vorsitzende des Österreichischen Frauenringes, in einer Aussendung. Die Organisation befürchtet, dass es auch nach diesen Taten "wieder keine politischen Konsequenzen geben wird". Notwendig wären ein sofortiger und ständiger Krisenstab gegen Gewalt an Frauen - in Form von notwendigen und ausreichenden Mitteln zur vollständigen Umsetzung der Istanbul-Konvention. Konkret wären dies 228 Millionen Euro jährlich und 3.000 Arbeitsplätze in der Prävention. Das wäre eine gute Basis, um umfangreiche und ganzheitliche Maßnahmen setzen zu können, hieß es in einer Aussendung.

Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) verwies auf die Bemühungen zur Prävention von Männergewalt. "Wir haben in Österreich ein verheerendes, tödliches Problem mit Gewalt in der Partnerschaft. Frauen werden getötet, weil sie Frauen sind. Es geht oft um 'Besitzansprüche', um Minderbewertungen der Männer gegenüber Frauen. Das muss endlich aufhören." Man müsse direkt bei den potenziellen Tätern ansetzen, um Frauen und Kinder vor Männergewalt zu schützen. "Vor allem Männer sind aufgerufen, aktiv Verantwortung zu übernehmen und einzuschreiten, sobald sie Zeugen von Gewalt werden. Männer haben nicht das Recht über das Leben einer Frau zu entscheiden", betonte der Ressortchef.

(APA/Red)

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