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Heuer ist der 1. Mai der Tag der Arbeitssuche

„Arbeit ist ein Menschenrecht“, erinnert AK-Präsident Hubert Hämmerle. 190.000 Frauen und Männer suchen seit über einem Jahr vergeblich danach. (Foto: Phovoir)
„Arbeit ist ein Menschenrecht“, erinnert AK-Präsident Hubert Hämmerle. 190.000 Frauen und Männer suchen seit über einem Jahr vergeblich danach. (Foto: Phovoir)
Der 1. Mai als „Tag der Arbeit“ gemahnt heute vor allem an die tiefen Wunden, die der Corona-Virus am Arbeitsmarkt geschlagen hat.

Der 1. Mai 2021 ist anders. Für die Arbeitenden, aber auch für jene mehr als 436.000 Frauen und Männer, die österreichweit wieder Arbeit brauchen. Ein nachdenklicher Feiertag, an den sich für AK-Präsident Hubert Hämmerle drängende Forderungen knüpfen.

190.000 Langzeitarbeitslose

„Bundesweit suchen inzwischen 190.000 Menschen seit über einem Jahr vergeblich nach Arbeit“, betont der AK-Präsident, 40.000 davon sind derzeit in Schulungen. Sie werden bei der offiziellen Zählung gerne unterschlagen. Jene, die schon vor Beginn der Pandemie ohne Job waren, haben jetzt besonders schlechte Karten. „Für sie, das bestätigt auch AMS-Geschäftsführer Bernhard Bereuter, sind die Chancen am Arbeitsmarkt noch einmal deutlich gesunken.“ Allein von Februar auf März erhielten bundesweit knapp 10.000 Menschen zusätzlich den Stempel „langzeitarbeitslos“ verpasst. Das ist der größte Anstieg innerhalb eines Monats seit Beginn der Aufzeichnungen 2004. Sieben von zehn Langzeitarbeitslosen gelten als armutsgefährdet, sie sind psychisch und finanziell enormen Belastungen ausgesetzt. Was tun?

Beispielhafte Lösungsansätze gibt es. An die 1000 Menschen wurden inzwischen inklusive neuer Jobs als Verwaltungshilfen zur Unterstützung an Schulen vermittelt. Im Experiment Marienthal gibt das AMS Niederösterreich gerade Langzeitarbeitslosen dauerhaft Perspektiven. Die AK Vorarlberg hat einen ChancenMarkt vorgeschlagen. Er böte dauerhafte, sozialversicherungspflichtige Beschäftigung für Menschen, die zwar eine grundsätzliche Beschäftigungsfähigkeit aufweisen, aufgrund bestimmter Einschränkungen am Arbeitsmarkt aber nicht Fuß fassen können. Notwendig wären im Ländle rund 1000 solcher Arbeitsplätze. Auch hier lautet die Devise: Finanzierung von Beschäftigung statt Finanzierung von Arbeitslosigkeit.

Die Aktion 20.000 hat vor der Krise tausende öffentliche Arbeitsplätze in Gemeinden und Vereinen geschaffen. Sie wurde zweimal positiv wissenschaftlich evaluiert. „Jeder weiß, dass ein Teil der Langzeitarbeitslosen nicht mehr am ersten Arbeitsmarkt ankommen wird“, betont Hämmerle. „Das öffentliche Engagement ist unverzichtbar, sonst bleiben tatsächlich Menschen auf der Strecke“, warnt der AK-Präsident.

So viel noch ungeklärt

Dennoch setzt Arbeitsminister Martin Kocher im Programm „Sprungbrett“ das er im Rahmen des „Comeback-Pakets“ bei der Regierungsklausur vorgestellt hat, vor allem auf den privaten Sektor. Durch diese Aktion soll rund ein Drittel der derzeit knapp 147.000 Langzeitarbeitslosen einen Job finden. Was ist der Unterschied zur Aktion 20.000, die von der türkis-blauen Bundesregierung gestoppt wurde? „Sprungbrett“ soll vor allem großen Unternehmen mit Kombi-Lohnmodellen Anreize zur Einstellung bieten. Mit anderen Worten: Der Staat schießt den Firmen Geld zu, damit sie Langzeitarbeitslose beschäftigen. Wie viel Geld, ist offen. Für wie lange auch.

Während Details offenbar erst diskutiert werden müssen, wächst das Heer der Langzeitarbeitslosen Tag für Tag. Deshalb fordert der AK-Präsident dringend die Einbindung der Sozialpartner, die eine Reihe von Maßnahmen längst ausgearbeitet haben. „Der 1. Mai 2021 ist“ ins einen Augen „zum Tag der Arbeitssuche geworden. Die Misere konnte jeder kommen sehen. Die Notlage der Arbeitslosen duldet keinen weiteren Aufschub.

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