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Die schräge Hausbesetzer-Pressekonferenz

Wie lange noch?
Wie lange noch? ©vienna.at
Auch wenn es der Hausbesetzer am Telefon mit Vienna Online nicht so genau wusste, gab es heute eine Pressekonferenz der etwas anderen Art. Hier der Pressetermin, wie die APA ihn miterlebt hat 

Halloween-Masken, freilaufende Hunde, vermummte Gestalten: Eine Pressekonferenz der anderen Art haben am Montagvormittag die Besetzer des Hauses in der Lindengasse in Wien-Neubau abgehalten. Die Aktivisten wollen nicht aufgeben und in dem “Epizentrum” genannten Haus “ein selbstverwaltendes Zentrum” für Kunst, Kultur und Bildung schaffen. Der Eigentümer der Liegenschaft, die Buwog, hatte Ende vergangener Woche gedroht, am heutigen Montag “Nachschau” zu halten und “geeignet scheinende Maßnahmen” zu setzen. Dies war bis Mittag nicht geschehen. Die Frist für die Räumung des Gebäudes endet laut Aktivisten um 18.00 Uhr.

In der Lindengasse 60-62 plant die Buwog, das Objekt abzureißen und stattdessen neue Wohnungen inklusive einer Tiefgarage zu errichten. Das Haus sei abbruchreif, hieß es von der Immobiliengesellschaft. Dem entgegneten die Hausbesetzer am Montag: “Das Dach ist neu, die Ziegeln alle komplett.” Zudem hätten von den Aktivisten beauftragte Statiker und Architekten bestätigt, dass das Haus in gutem Zustand sei. Fragwürdig sei daher, weshalb man in einem laut Buwog abbruchreifen Haus die Gas- und Wasserleitungen offen gelassen habe. “Vielleicht um den Abriss von selbst zu beschleunigen”, sagte ein vermummter Aktivist.

Jutta Kleedorfer, Projektkoordinatorin für Mehrfachnutzung von der Stadt Wien, war heute ebenfalls an Ort und Stelle. “Wir haben den Besetzern eine Zwischennutzung angeboten. Die Buwog wollte verhandeln”, bekräftigte sie. Dazu sei es aber nicht gekommen.

Hausbesetzer für Räume zur freien Entfaltung

Schon seit zwei Wochen besetzen nun die Aktivisten das Haus in der Lindengasse. Sie wollen das bisher leerstehende Gebäude als “selbstverwaltendes Zentrum nutzen”, indem sich jeder einbringen kann, wie er möchte. Eine Kostprobe davon war bereits bei der heutigen Pressekonferenz zu erahnen: Während drei mit Halloween-Masken verkleideten Aktivisten ihre Ideen rund um die Nutzung des Hauses präsentierten, wurden sie durch Sprechchöre von vermummten Personen aus dem ersten Stock unterbrochen. “Wir wissen Wohlstand ist ungerecht verteilt, alles für alle” oder “Für die soziale Revolution”, so die Parolen.

Ziel der Besetzung sei es, einen Ort für Aktivitäten zu schaffen, der nicht von kommerzieller Vermarktung und Profitinteresse geprägt wird, heißt es in einem Schriftsatz der Aktivisten. “Wir wollen das Haus selbst renovieren und neben einer Galerie, Frauenschutzräume, eine Volxküche für freies Essen, Kulturräume für Literatur und Kunst errichten”, bekräftigte eine junge Frau die schon bekannten Forderungen.

Seitens der Buwog war bis zum frühen Nachmittag trotz APA-Anfrage niemand für eine Stellungnahme erreichbar. Die Besetzer wiesen heute darauf hin, dass den Hausbesetzern vom Liegenschaftseigentümer eine Räumungsfrist bis 18.00 Uhr genannt worden sei.

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