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Vorarlberger sammeln Alkohol für Desinfektionsmittel

"Schnapsidee" der Destillerie Freihof stößt auf positives Echo in der Bevölkerung
"Schnapsidee" der Destillerie Freihof stößt auf positives Echo in der Bevölkerung ©APA
Dem Aufruf der Lustenauer Destillerie Freihof, hochprozentigen Alkohol für die Herstellung von Desinfektionsmittel zu spenden, sind am Montagvormittag bereits viele aus der Vorarlberger Bevölkerung nachgekommen.
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Das Projekt nach einer Idee des Liechtensteiner Unternehmers Florian Fritsch soll die regionale medizinische Infrastruktur im Kampf gegen das Coronavirus unterstützen.

Reges Kommen und Gehen

Gegen 10.00 Uhr herrschte anhaltend reges Kommen und Gehen bei der Abgabestelle vor der Tür der Destillerie, die sonst österreichweit für ihre feinen Tropfen bekannt ist. Was diesmal gebrannt wird, wird nicht schmecken, dafür aber helfen.

In vier großen Holzkisten stapeln sich nach per Mail und Zeitung verbreiteten Aufrufen bereits in der Früh Spirituosen in Flaschen, Kanistern und Fässern, denn auch Hobbybrenner waren als Mitglieder des hiesigen Obst- und Gartenbauvereins dem Aufruf gefolgt, Alt-Alkohol zu spenden. "Drei Kisten sind bereits voll", berichtet Freihof-Chef Johann Drexel. Ein Staplerfahrer transportiert die mit Schnaps, Rum, Tequila, Gin und Whiskey gefüllten Holzkisten ins Lager. Schilder erinnern die Lieferanten daran, ausreichend Abstand zueinander einzuhalten.

Zu hochprozentigem Alkohol hochgebrannt

"Wir haben keine Ahnung, mit wie viel wir rechnen können. Das werden wir dann am Donnerstag wissen, wenn wir alles ausleeren. Am Freitag oder Anfang der Woche werden wir alles zu einem möglichst hochprozentigen Alkohol hochbrennen", so Drexel, der sich bei der weiteren Produktion an das Desinfektionsmittel-Rezept der WHO halten wird. Das Desinfektionsmittel soll dann regional dort eingesetzt werden, wo es in Absprache mit der Gemeinde Lustenau am dringendsten gebraucht wird, also in Arztpraxen, Pflegeheimen, eventuell auch Supermärkten. Die Kosten liegen laut Drexel bei zehn bis 15 Euro pro Liter, je zur Hälfte getragen von Freihof und Fritsch. "Wir wollten einfach was unternehmen", begründet Drexel sein Engagement angesichts der Engpässe bei 85-prozentigem Alkohol, der für die Herstellung von Desinfektionsmittel nötig ist.

"Gut, was ihr da macht"

Der Freihof-Chef verfolgt das Treiben am Montagvormittag von der Tür des geschlossenen Freihof-Shops aus und ruft den Spendern Dankesworte zu. "Gut, was ihr da macht", ruft ihm eine ältere Frau im Weggehen zu. Gleich mehrere Kartons voll Hochprozentigem hat eine junge Familie im Kofferraum. "Das ist aber nicht alles von uns, wir haben die Flaschen bei Freunden zusammengesammelt", betont die Mutter. Schnaps und Rum bringt eine junge Frau. "Ich möchte helfen. Es gibt wenig genug, was man tun kann. Darum haben wir unseren Keller ausgeräumt", sagt sie. Eine Schwangere stimmt ihr zu: "Man tut was Gutes und leistet einen kleinen Beitrag." "Eine gute Idee", meint auch ein Mann, der mehrere Flaschen aus den Fahrradtaschen zieht.

Strom der Schnapsspender reißt nicht ab

Der Strom der Schnapsspender reißt nicht ab. "Schnaps, den sowieso keiner mag", bringt ein junges Paar. "Ich hab den Aufruf als Austria Lustenau-Mitglied bekommen. Wir sind grade unterwegs, um eine Freundin in Quarantäne zu versorgen", meint ein Mann, bevor er eine Flasche Whiskey in die Kiste stellt. Die Spieler der Austria Lustenau holen die Alkohol-Spenden bei Risikopatienten oder bei unter Quarantäne stehenden Personen ab und unterstützen so das Projekt.

Ein Arzt nützt seine Freizeit nach dem Wochenenddienst ebenfalls, um Alkohol anzuliefern. "Vieles hab' ich von Patienten geschenkt bekommen", erklärt er. Österreich hat seiner Ansicht nach angesichts der Pandemie bisher gut und richtig reagiert. "Ich denke, wir sind gut vorbereitet, aber das Schlimmste kommt erst noch", meint der Mediziner. Er rechne jedenfalls damit, dass er seine Familie nicht sehen wird, wenn er am Palmsonntag wieder Wochenenddienst hat. Alkohol-Spenden sind bei Freihof noch bis Mittwochmittag möglich.

(APA)

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