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Neue Luftangriffe auf ukrainische Hauptstadt Kiew

Russische Truppen rücken auf Charkiw vor - Sjewjerodonezk weiter unter Beschuss - Selenskyj besucht Südfront
Russische Truppen rücken auf Charkiw vor - Sjewjerodonezk weiter unter Beschuss - Selenskyj besucht Südfront ©Ukrainian Presidential Press Service/Handout via REUTERS
Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist Sonntagfrüh erneut aus der Luft angegriffen worden - es waren Sirenen des Luftalarms und Explosionen zu hören.
Krieg könnte noch Jahr dauern

Nach offiziellen Angaben schoss die ukrainische Luftabwehr russische Raketen über der Stadt jedoch ab. "Im Stadtbezirk Wyschhorod waren heute Morgen Explosionen zu hören. Die Luftabwehr hat feindliche Flugziele beschossen", teilte der Militärgouverneur des Gebiets Kiew, Olexij Kuleba, am Sonntag auf seinem Telegram-Kanal mit.

Seinen Angaben zufolge gab es keine Schäden und Verletzten in der Stadt. Er bat die Kiewer allerdings darum, weiterhin nach dem Luftalarm die Schutzkeller aufzusuchen. In verschiedenen sozialen Netzwerken tauchten später Fotos auf, die Spuren einer Rakete am Himmel über dem Gebiet Kiew zeigen sollen.

Krieg könnte noch Jahre dauern

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg geht nicht von einem schnellen Ende des Kriegs in der Ukraine aus. "Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass er Jahre dauern könnte", sagte er der deutschen Zeitung "Bild am Sonntag" laut Vorausbericht. Man dürfe aber nicht nachlassen, die Ukraine zu unterstützen. "Auch wenn die Kosten hoch sind, nicht nur für die militärische Unterstützung, auch wegen der steigenden Energie- und Lebensmittelpreise."

Das sei aber kein Vergleich zu dem Preis, den die Ukrainer jeden Tag mit vielen Menschenleben zahlen müssten. Und wenn der russische Machthaber Wladimir Putin aus diesem Krieg die Lehre ziehe, dass er so weitermachen könne wie nach dem Georgien-Krieg 2008 und der Besetzung der Krim 2014, dann bezahle der Westen einen noch viel höheren Preis.

Russischer Vorstoß auf Charkiw

Zudem versuchen russische Truppen nach Angaben des ukrainischen Innenministeriums, auf Charkiw vorzurücken und die Stadt erneut zu bombardieren. Die Lage nördlich von Charkiw sei ziemlich schwierig, sagte Wadym Denysenko, ein Berater des Ministeriums, im ukrainischen Fernsehen. "Russland versucht, Charkiw zu einer Stadt an vorderster Front zu machen." Charkiw liegt im Nordosten und ist nach Kiew die zweitgrößte Stadt des Landes.

Sjewjerodonezk unter Beschuss

Die umkämpfte Industriestadt Sjewjerodonezk im Osten der Ukraine liegt unterdessen weiter unter schwerem russischem Artillerie- und Raketenbeschuss. Die Gebiete um die Brücken seien erneut getroffen worden, teilte der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Hajdaj, in einem Online-Post mit. Das Asot-Chemiewerk, in dem Hunderte Menschen ausharren, sei zweimal getroffen worden: "Die Situation in Sjewjerodonezk ist sehr schwierig."

Die ukrainischen Truppen würden allerdings weiterhin Widerstand leisten, hieß es am Sonntag. "Der Kampf um die vollständige Kontrolle über die Stadt geht weiter", erklärte der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte in seinem täglichen Bericht. Das Militär räumte aber ein, dass "der Feind im Dorf Metolkine", südöstlich von Sjewjerodonezk, teilweise erfolgreich gewesen sei.

Sjewjerodonezk liegt in der Region Luhansk, die gemeinsam mit der Region Donezk den Donbass bildet. Dort konzentrieren die russischen Streitkräfte aktuell ihre Offensive. Ist sie erobert, haben die russischen Truppen die gesamte Region unter ihrer Kontrolle.

In Nowomoskowsk im Osten der Ukraine explodierte nach russischem Raketenbeschuss ein Treibstofflager. Ein Mensch sei getötet und zwei Menschen verletzt worden, teilte der Leiter der Regionalverwaltung, Valentyn Resnitschenko, mit. Bereits am Samstag hätten drei russische Raketen das Lager getroffen. Auch 14 Stunden nach dem Treffer versuchten Feuerwehrleute noch immer, den Brand zu löschen. Beim Angriff selbst wurden Resnitschenko zufolge am Samstag elf Menschen verletzt.

In der Nähe der Stadt Krasnopillja haben ukrainische Streitkräfte laut einer Mitteilung des ukrainischen Generalstabs die russischen Truppen zurückgeschlagen. Die russischen Soldaten hätten sich auf einer Aufklärungsmission befunden und schwere Verluste erlitten. Ukrainische Behörden meldeten zudem, dass in der Nacht auf Sonntag Orte weiter westlich in den Regionen Poltawa und Dnipropetrowsk beschossen worden seien.

Selenskyj verspricht Rückeroberung

Der ukrainische Präsident Woldodymyr Selenskyj berichtete Sonntagfrüh über seinen Besuch bei ukrainischen Streitkräften im Süden des Landes vom Vortag.

In dem Video, das anscheinend in einem fahrenden Zug aufgenommen wurde, sagte Selenskyj, er habe mit Soldaten, der Polizei und der Nationalgarde in der Region Mykolajiw, rund 550 Kilometer südlich von Kiew gesprochen. "Sie alle zweifeln nicht an unserem Sieg", sagte Selenskyj. "Wir werden den Süden niemandem überlassen, und alles, was uns gehört, werden wir uns zurückholen."

(APA/Reuters/dpa)

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