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Cybercrime: Kinder als Zielscheibe von Internet-Kriminellen

Besonders Kinder und Jugendliche sind für Internet-Betrüger leichte Ziele.
Besonders Kinder und Jugendliche sind für Internet-Betrüger leichte Ziele. ©Bilderbox
Die Kinder von heute sind mit Smartphone, Internet und Co. aufgewachsen und kennen sich damit oft besser aus, als ihre Omas und Opas. Doch im Internet lauern auch Gefahren, die gerade auf Kinder abzielen. Aufklärung in der Schule hilft, diese zu erkennen.
Safer Internet Day 2019

“Wer von euch besitzt alles ein Smartphone?”, werden die Schüler in der Lerngemeinschaft 15 in Wien-Fünfhaus gefragt. Der Großteil der rund 30 Schüler zwischen zehn und zwölf Jahren hebt die Hand, der Rest schaut geradezu traurig auf den Boden. Wenn es um Internet-Nutzung geht, sind bereits die Kleinsten ganz groß. Fast alle benutzen WhatsApp, um mit ihren Eltern, Freunden und auch Klassenkameraden zu chatten. Facebook? Fehlanzeige, das benutzen nur die Alten. Dann schon eher Instagram. Oder YouTube. Alle schauen sich gerne die kurzen und lustigen Videos im Internet an. Manche YouTuber und YouTuberinnen werden angehimmelt wie Filmstars.

Kinder sind leichte Opfer

Und dann kommt die Frage: “Wer von euch wurde bereits im Internet bedroht oder erpresst?” Auch hier gehen viele Hände nach oben. Ein Mädchen wurde etwa von einer unbekannten Nummer belästigt. Als es zurückrufen wollte, waren 20 Euro Guthaben weg. Der Papa eines Jungen wurde online auch schon erpresst. 1.000 Euro wollten die Kriminellen haben. Dubiose Kettenbriefe oder Internet-Hoaxes wie “Momo” kennen alle in der Klasse. Ob man die auch weiterschickt? “Eigentlich sollte man nicht, aber manchmal ja”, zeigen sich die Kinder schuldig.

Man hört immer wieder von Fällen, in denen, meist ältere Leute, Opfer von Internet-Betrugsmaschen werden. Man liest von Salzburgern oder Burgenländerinnen, die Online-Bekanntschaften mehrere Tausend Euro überweisen. Meist in der Hoffnung auf ein angebliches Millionenerbe, das natürlich gar nicht existiert. Bei Kindern sind zugegeben keine großen Summen zu holen. Dennoch haben es Internetbetrüger oft auf sie abgesehen. Sie sind leichte Ziele, klickfreudig und geben hin und wieder sogar die Kreditkartennummer von Mama oder Papa preis.

Passwörter sind wie eine Unterhose

Genau deshalb unterrichtet Microsoft und Grayling knapp 1.000 Wiener Schülerinnen und Schüler in digitaler Kompetenz. Die erste Lektion ist einfach und sorgt bei den Kindern für Lachern. “Passwörter sind wie eine Unterhose. Man wechselt sie regelmäßig, lässt sie nicht herumliegen und tauscht sie mit niemanden aus.” Und am besten hat man für jeden Account ein eigenes. Den Kindern scheint das einzuleuchten. Aber es gibt noch genügend Erwachsene, deren Gedächtnis nicht mehr als das altbekannte “1234” zu fassen vermag.

Nächste Lektion: Fotos. Was darf man teilen und was sollte lieber privat bleiben? Und was macht man, wenn Fremde auf sozialen Netzwerken nach einem Foto fragen? “Blockieren!”, ruft ein Kind. “Am besten gar nicht online stellen”, sagt das andere. “Wenn irgend etwas komisch ist, sage ich es meinen Eltern”, weiß ein Bursch. Freilich, das wäre natürlich das Beste. Doch wie viele trauen sich überhaupt ihren Eltern Bescheid zu geben, bevor es überhaupt zu spät ist?

“Wenn ich groß bin, will ich YouTuber werden”

Die Schüler scheinen allerdings einiges zu wissen, melden sich und sind interessiert. Es geht schließlich um eine Sache, mit dem sie sich jeden Tag beschäftigen. Ob sie auch so interessiert waren, als sie das Plakat zur Fortpflanzung von Polarfüchsen gemalt haben, das vor der Klasse hängt? Darüber kann man nur munkeln. Das Thema geht jedoch auch in der Pause weiter: Ein Bursch erzählt: “Wenn ich groß bin, will ich YouTuber werden”. Ob er denn denn PewDiePie kenne, frage ich. “Das ist so, als würde ein Bergsteiger den Mount Everest nicht kennen”, kriege ich zur Antwort. Die Lehrerin daneben schaut mich nur fragend an. Geographie unterrichtet sie wohl nicht.

Man darf also hoffen, dass die Burschen und Mädels sich nicht nur bei YouTube-Stars auskennen, sondern auch sonst digitale Kompetenzen mitnehmen. Und vielleicht gleich auch ein bisschen Netiquette – das kann schließlich nie schaden.

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