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Experten: Maßnahmen heizen Inflation nicht an

Laut Experten werden die Entlastungsmaßnahmen zur Teuerung die Inflation nicht zusätzlich anheizen.
Laut Experten werden die Entlastungsmaßnahmen zur Teuerung die Inflation nicht zusätzlich anheizen. ©APA/BARBARA GINDL (Symbolbild)
Laut Experten würden die Entlastungsmaßnahmen gegen die Teuerung von der österreichischen Regierung die Inflation nicht zusätzlich anheizen. Die Bundesregierung nimmt viele Milliarden Euro für das Paket in die Hand.
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Alleine für heuer und 2023 sollen sechs Mrd. Euro bereitgestellt werden, ein Gutteil dürfte dabei in Direkthilfen wie den Klimabonus fließen. Eine Gefahr, dass die Inflation durch die Maßnahmen weiter angekurbelt werden könnte, sah die Regierung am Dienstag nicht. Auch Experten halten das für eher unwahrscheinlich.

Experten: Maßnahmen würden die Inflation nicht anheizen

So erwartet Josef Baumgartner, Inflationsexperte des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO), "keinen starken Inflationsdruck" durch das Paket. Zwar dürfte sich die Nachfrage aufgrund zusätzlich verfügbarer Einkommen für die Haushalte leicht erhöhen, insgesamt werde sich aber der Konsumlevel halten, sagte er im Gespräch mit der APA. Ein inflationärer Effekt für die gesamtwirtschaftliche Nachfrage entstehe also nicht. Baumgartner verwies zudem darauf, dass sich durch das Paket nicht zwangsläufig die Geldmenge erhöhe, auch wenn mehr Geld in den Umlauf komme.

Armon Rezai: Das Paket werde die Inflation nicht anheizen

Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt Armon Rezai von der Wirtschaftsuniversität Wien (WU). Auch er denkt nicht, "dass das Paket die Inflation anheizen wird", selbst wenn sich dadurch die Nachfrage erhöhen sollte. In Österreich sehe man sich derzeit vor allem mit einer importierten Inflation konfrontiert, die auf globale Entwicklungen und Preissteigerungen, etwa im Energiesektor, zurückzuführen sei. Leichte Steigerungen bei der Nachfrage würden hier "das Kraut auch nicht mehr fett machen", so der Professor.

Kogler: Inflation werde nach Österreich importiert

Ähnlich äußerte sich Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) am Dienstag: "Österreich ist eine kleine, offene Volkswirtschaft. Das bedeutet, dass die Inflation im Wesentlichen importiert ist." Wäre Österreich alleine auf der Welt, dann würde mehr Geld bei gleichem Angebot zu höheren Preisen führen, so der studierte Volkswirt. Österreich sei aber in erster Linie ein Inflationsnehmer und könne die weltwirtschaftlichen Vorgänge kaum beeinflussen. Allerdings seien die Maßnahmen auch nicht gerade inflationsdämpfend, räumte er ein.

Regierungshilfen von geldpolitischen Instrumenten trennen

Laut Rezai gilt es, fiskalpolitische Maßnahmen wie die Regierungshilfen von geldpolitischen Instrumenten zu trennen. Diese hätten unterschiedliche Effekte für die Inflation. Bei den Regierungsmaßnahmen handle es sich um kein "Helikoptergeld", also Geld, dass von der Zentralbank für den Zweck der Verteilung gedruckt wird. Dieses würde die Inflation nämlich direkt verstärken, sobald es in den Wirtschaftskreislauf komme.

Rezai stellte sich die Frage, wie das Paket zur Teuerung gegenfinanziert wird

Auch stellt sich laut Rezai die Frage, wie das Paket gegenfinanziert wird. Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) sagte am Dienstag bei der Vorstellung der Maßnahmen, dass sich die Hälfte der 28 Mrd. Euro durch höhere Mehrwertsteuereinnahmen aufgrund der Inflation und zu einem Drittel durch höheren Konsum finanzieren werde.

IHS-Chef Klaus erwartet Belastung für das Staatsbudget

IHS-Chef Klaus Neusser erwartet eine Belastung für das Staatsbudget, eine Neuverschuldung könne man nicht ausschließen. Zu einer möglichen Inflationssteigerung meinte Neusser: "Durch die gestärkte Nachfrage steigt der inflationäre Druck, zu einer gewichtigen Inflationserhöhung wird das nicht führen."

Schuldenlast würde sich durch die hohe Inflation reduzieren

Rezai erklärte, dass sich die Schuldenlast durch die hohe Inflation reduziere, da die Tilgungszahlungen durch die Geldentwertung relativ geringer würden. Leichte Zinserhöhungen, wie sie zuletzt von der EZB für Juli angekündigt wurden, dürften daran im Großen und Ganzen nichts ändern.

Von einem "geringen Impuls" bzw. einem "begrenzten Einfluss" der Maßnahmen auf die Teuerung geht auch die Wifo-Ökonomin Margit Schratzenstaller aus. Sie orte allerdings die Gefahr, dass durch die Belastung des Budgets künftig notwendige Strukturreformen nicht mehr so einfach durchführbar werden. Außerdem gebe es die Gefahr, dass Zukunftsinvestitionen auf der Strecke bleiben.

(APA/Red)

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