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LIVE-Blog zur Ukraine am Dienstag: Russland stellt erneut humanitäre Korridore in Aussicht

Am Dienstagvormittag sollen in der Ukraine lokale Waffenruhen gelten.
Am Dienstagvormittag sollen in der Ukraine lokale Waffenruhen gelten. ©APA/AFP/DIMITAR DILKOFF
Russland kündigte für Dienstag erneut eine Einrichtung mehrerer "humanitärer Korridore" in der Ukraine an. Zudem sollen neue Fluchtrouten auch in Richtung westukrainischer Städte führen. Wir berichten von den heutigen Geschehnissen im LIVE-Blog.

Russland hat am Dienstag eine Feuerpause in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine verkündet und die Einrichtung von humanitären Korridoren aus fünf belagerten Großstädten bekanntgegeben.

Die russischen Kräfte hätten das Feuer um 8.00 Uhr MEZ eingestellt, teilte das Verteidigungsministerium des Aggressorstaates nach Angaben der Agentur Interfax mit. Russland habe zudem Korridore für Zivilisten aus den Städten Kiew, Tschernihiw, Sumy, Charkiw und Mariupol eingerichtet.

Russische Feuerpause: Vierter Evakuierungsversuch in Mariupol

In Mariupol handelt es sich um den inzwischen vierten Versuch, 200.000 Menschen in Sicherheit zu bringen. Sie sollen mit Bussen und Autos herausgebracht werden. Dazu werden nach Angaben der ukrainischen Behörden auch Sammelpunkte in der Stadt eingerichtet. Vertreter der Ukraine und Russlands hatten bei einer dritten Verhandlungsrunde am Montag nach Angaben aus Kiew dazu Details vereinbart.

Evakuierungen in Sumy und Irpin teils schon begonnen

Die ukrainische Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk bestätigte, mit Russland und dem Roten Kreuz sei eine Vereinbarung für die Stadt Sumy getroffen worden, die bis 20.00 Uhr (MEZ) gelte. Die Route führe über Holubiwka, Lochwyzja und Lubny in die 170 Kilometer entfernte zentralukrainische Großstadt Poltawa. Die Evakuierung habe begonnen, meldete die ukrainische Agentur UNIAN in ihrem Telegram-Kanal und zeigte in einem Videoclip abfahrende Busse und Autos mit Zivilisten.

Auch im von Moskau nicht genanten Irpin nahe der Hauptstadt Kiew sei eine Evakuierung im Gange, teilte ein Vertreter des ukrainischen Präsidialamts mit.

LIVE-Blog zum russischen Angriff auf die Ukraine am Dienstag

Selenskyj prangert Russland für gescheiterte Evakuierungen an

Präsident Wolodymyr Selenskyj via Telegram Russland für gescheiterte Evakuierungen verantwortlich. Der ukrainische Präsident beschuldigte die russischen Truppen, die vereinbarte Route, über die Lebensmittel und Medikamente in die belagerte Stadt Mariupol im Süden der Ukraine gebracht werden sollten, "vermint" zu haben. Zudem hätten russische Soldaten die Busse zerstört, mit denen die Zivilisten aus den umkämpften Gebieten gebracht werden sollten.

Selenskyj warf Russland "Zynismus" vor. Die Ukraine werde aber weiter mit Russland Friedensverhandlungen führen. "Ich bleibe hier, ich bleibe in Kiew (...). Ich habe keine Angst", betonte der ukrainische Staatschef Montag via Telegram.

Ukraine wies Angebot von Fluchtrouten über Russland zurück

Im Rahmen einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates rangen Russland und die Ukraine um die Bedingungen für die "humanitären Korridore". Die ukrainische Botschafterin wies das ursprüngliche Angebot zurück, weil es nur Routen über Russland und Belarus umfasse. Obwohl man sich mit Moskau und auch dem Internationalen Komitee des Roten Kreuzes auf eine Route über die zentralukrainische Stadt Poltawa geeinigt habe, habe Moskau per Brief neue Routen nur über Russland und Belarus angekündigt. Die Botschafterin forderte "die russische Seite auf, zu den zuvor vereinbarten Routen zurückzukehren, um ukrainischen und ausländischen Bürgern die Ausreise nach Europa zu ermöglichen".

Neue Routen auch in westukrainische Städte vorgelegt

Russland legte daraufhin ein neues Angebot mit Wegen auch in Richtung westukrainischer Städte vor. UN-Botschafter Wassili Nebensja betonte, dass Flüchtlinge nicht unbedingt nach Russland geschickt würden, "es wird auch eine Evakuierung in Richtung ukrainischer Städte westlich von Kiew angeboten". Die Nachrichtenagentur Interfax berichtete von einer Erklärung des zuständigen russischen Komitees. Demnach hätten Menschen, die die Städte Sumy und Mariupol verlassen möchten, die Wahl, nach Russland oder in die ukrainischen Städte Poltawa oder Saporischja zu fliehen.

Der UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths forderte Sicherheitskorridore für humanitäre Hilfslieferungen in die Ukraine. Zivilisten in Städten wie Mariupol, Charkiw, Melitopol und in anderen Orten warteten verzweifelt auf Hilfe und seien insbesondere auf "lebenswichtige medizinische Versorgung" angewiesen.

Russland und Ukraine halten an humanitären Korridoren fest

Am Montag hatten sich Russland und die Ukraine zu einer rund dreistündigen dritten Verhandlungsrunde getroffen - und danach die Absicht zur Schaffung humanitärer Korridore in den umkämpften Gebieten bekräftigt. Die belarussische Staatsagentur Belta hatte im Nachrichtenkanal Telegram ein Bild der Delegationen an einem Tisch veröffentlicht.

Beide Seiten hatten sich zwar bereits bei ihrem zweiten Treffen am vergangenen Donnerstag auf Fluchtkorridore verständigt. Am Wochenende waren aber gleich zwei Anläufe für Evakuierungen von Bewohnern der von Russland belagerten Hafenstadt Mariupol im Südosten der Ukraine gescheitert. Beide Seiten warfen sich gegenseitig vor, gegen eine vereinbarte Feuerpause verstoßen zu haben. Auch am Montag kam eine geplante Rettung von Zivilisten aus umkämpften Städten nicht voran.

Russland stellt Neutralität von Ukraine als Bedingung

Als Bedingung für eine Einstellung der Gefechte fordert Russland, die Ukraine müsse sich in ihrer Verfassung für neutral erklären. Zudem müsse Kiew die annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim als russisch sowie die Separatistengebiete als unabhängig anerkennen.

Vierte Gesprächsrunde zu Frieden in der Ukraine in Belarus

Russland geht einem Unterhändler zufolge davon aus, dass die nächste Gesprächsrunde in naher Zukunft stattfinden wird. Die vierte Runde werde dabei in Belarus abgehalten, sagte Leonid Slutski im Staats-Fernsehen. "Ich werde das genaue Datum noch nicht nennen." Es werde vielleicht am Dienstag festgelegt.

(APA/Red)

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