Mode-Staatspreis 2022 ging an Wiener Hutmanufaktur Mühlbauer

"Wir freuen uns sehr für die diesjährigen Gewinner, die traditionelles Handwerk auf höchstem Niveau in einen zeitgenössischen Kontext transportieren", so Camille Boyer, Obfrau der Austrian Fashion Association (AFA), bei der Verleihung der Austrian Fashion Awards 2022 im Wiener MAK - Museum für angewandte Kunst. Dabei wurde die Wiener Hutmanufaktur Mühlbauer mit dem Mode-Staatspreis ausgezeichnet.

Wiener Hutmanufaktur Mühlbauer international bekannt und gefragt

Mühlbauer blickt auf eine lange Geschichte von der kleinen Modistenwerkstatt aus der Vorstadt zum international gefragten Label zurück. Inzwischen leitet Klaus Mühlbauer den Betrieb und entwirft die Hutkollektionen mit den Designerinnen Nora Berger und Madeleine Nostitz. Mehr als 60 Prozent der Kopfbedeckungen werden ins Ausland verkauft und schmückten schon berühmte Köpfe wie Brad Pitt, Madonna, Meryl Streep und Yoko Ono.

Klaus Mühlbauer sei es gelungen, das Familienunternehmen "nicht nur erfolgreich zu seinen Ursprüngen zurückzuführen - nämlich den Hüten -, sondern dieses Handwerk gleichzeitig auch in eine wegweisende und künstlerisch innovative Richtung zu lenken", lobte die Jury. Hervorgehoben wurden auch exzellentes Handwerk sowie die Kunst, "traditionelle Formen und Techniken stets mit einem gelungenen Twist" zu versehen. "Die nicht selten provokativen Kampagnen des Hauses sorgen regelmäßig für Gesprächsstoff und haben dem traditionsreichen Unternehmen ein modernes Image verschafft und dessen Bedeutung als eine der originellsten Brands der österreichischen Modelandschaft gefestigt", hieß es weiter. Im MAK wurden die Kreationen von mysteriösen Kreaturen, Mischwesen aus Mensch und Tier, präsentiert, die sich durch die Menge bewegten.

Modepreis der Stadt Wien ging an Matthias Winkler

Der outstanding artist award für experimentelles Modedesign, zum siebenten Mal vergeben, zählt zu den in 17 Kunstsparten verliehenen Staatspreisen der Republik. Er ist mit 10.000 Euro dotiert. Ebenso hoch ist die Dotation des von der Kulturabteilung der Stadt Wien gestifteten Modepreises.

Preisträger Matthias Winkler absolvierte ein Studium an der Wiener Universität für angewandte Kunst und war zunächst als Künstler umtriebig, bevor er am Royal College of Art in London Schuhdesign studierte. In einer österreichischen Jägerfamilie aufgewachsen, war er von klein auf umgeben von langlebigen Kleidungsstücken und Lederwaren. Mit seinen Schuhen, handgefertigt aus wiedergewonnenen Rohstoffen, will er die Einheit von Träger und Natur betonen. Entgegen den Gepflogenheiten des schnelllebigen Modezirkus' präsentiert er eine einzige Kollektion pro Jahr.

Jury lobt bewussten Umgang mit Ressourcen

Die Jury hob Winklers "Handwerk, kritische Auseinandersetzung mit kulturellem Erbe und einen bewussten Umgang mit Ressourcen" besonders hervor. Gelobt wurde auch die "Fähigkeit, den hohen Wert traditioneller Gebrauchsgegenstände zu erkennen und in einen völlig neuen Zusammenhang zu setzen. Damit spricht er nicht nur Problemstellungen der globalen Modeproduktion an, sondern verhandelt mit seinem nicht-binären Label auch genderpolitische Themen". Seine Erzeugnisse wurden in einer Installation gezeigt.

Überdies stellten sich Modeschaffende vor, die im Jahr 2021 über das Programm AFA support bzw. mit einem Startstipendium des Kulturministeriums gefördert worden waren. Die Kollektionsteile von Alessandro Santi, Christoph Rumpf, Florentina Leitner, GÜÇ, HISU PARK, INFFOLDER, Ivan Iveljić, Larissa Falk, MIT STRESS, MOB Industries, René Scheibenbauer und Stephanie Edelhofer wurden als multimediale Präsentation inszeniert.

(APA/Red)